Mädchen und Jungen, die zusammen mit ihren Müttern ins Frauenhaus kommen, sind indirekt oder direkt von Gewalt betroffen. Kinder sind vielmehr als nur Zeug*innen der Gewalt gegen ihre Mutter. Das Miterleben der Gewalt kann für Kinder häufig eine traumatische Erfahrung darstellen. Sie werden in ihrem Vertrauen, Sicherheits- und Schutzbedürfnis grundlegend erschüttert und in ihrer Entwicklung und Entfaltung beeinträchtigt und befinden sich ebenfalls in einer Krisensituation. Das Erleben von Gewalt führt dazu, dass Kinder ihr Zuhause als unsicher empfinden und hinterlässt Spuren in ihrer Persönlichkeitsentwicklung. Die unmittelbaren Auswirkungen sind vielfältig: Schulprobleme, Bettnässen, Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Wutanfälle, Essstörungen oder eine verzögerte Sprachentwicklung.
Um den Kindern Hilfe bei der Bearbeitung der seelischen Verletzungen geben zu können, ist es notwendig, die Verletzung durch das Erleben der Gewalt, die Überlebensmechanismen und die Auswirkungen auf ihre Entwicklung zu erkennen und ernst zu nehmen.
Wir respektieren die Kinder als eigenständige Persönlichkeiten. Um ihnen aus der Krisensituation herauszuhelfen, sind wir bemüht, einen vertrauensvollen Kontakt herzustellen. Wir nehmen die Mädchen und Jungen ernst in ihren Äußerungen. Ihrem Entwicklungstand entsprechend werden sie auf altersgerechte Weise auf ihre Probleme angesprochen und es werden Verarbeitungsmöglichkeiten angeboten.
Ein Ziel der feministischen Arbeit mit Mädchen und Jungen ist der geschlechtsspezifischen Sozialisation entgegenzuwirken, d.h. internalisierte Rollenbilder zu hinterfragen und neue Modelle vorzustellen.